Stabilität steht für Kontinuität, Standhaftigkeit, Beständigkeit und Festigkeit. Etwas was in der letzten Zeit leider etwas zu kurz gekommen ist wie ich finde. Zeit um dem Thema wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken!
Jeder von uns kennt das Gefühl mal nicht im Gleichgewicht zu sein, ganz egal ob körperlich oder mental. Beide Situationen haben verschiedene Definitionen aber einen direkten Zusammenhang. Die psychische (In)Stabilität beeinflusst die physische (In)Stabilität und umgekehrt.
So prägen psychische Ereignisse ebenso unsere Körperhaltung, wie einseitige Belastungen, Schmerzen, Schonhaltungen, Beinlängendifferenzen, rheumatische Erkrankungen, Bindegewebsschwächen … und noch vieles mehr.
Die physische Stabilität
Wir unterscheiden zunächst zwischen der statischen/lokalen und der dynamischen/globalen Muskulatur. Die Hauptaufgabe unserer statischen Muskeln ist es, den Körper aufrecht zu halten. Im Stehen und Sitzen, aber auch im Gehen, Springen, Turnen und vielem mehr. Bei Überlastung dieses wundervollen statischen Konstrukts, nehmen die stützenden lokalen Stabilisatoren leider an Kraft ab und die Körperhaltung sieht eingefallen aus. Nun muss die dynamische Muskulatur die Arbeit übernehmen. Das geht nur eine begrenzte Zeit ohne Einbußen gut.
Anders verhält sich dies bei der statischen Muskulatur. Diese arbeitet nämlich im „Schichtdienst“, ein Teil des Muskels arbeitet, ein anderer ruht, der nächste ernährt sich. So bleibt gewährleistet, dass Dein Körper jederzeit gehalten wird. Kommt es hier zu Dysbalancen und einer schlechten Arbeitsverteilung, bricht das statische System nach und nach ein. (Sehr verständlich, wenn man sich das mal im Berufsleben vorstellt).
Dynamische Muskelgruppen hingegen arbeiteten wie die „Feuerwehr”, alle gleichzeitig, mit vollem Einsatz, präzise und schnell und somit mit hohem Energieeinsatz. Sie benötigen dadurch ausreichend Ruhe- und Ernährungspausen.
Müssen die dynamischen Muskeln jetzt teilweise die Arbeit der statischen Muskeln übernehmen, weil die statischen Muskeln überbeansprucht oder nicht fit genug sind, arbeiten sie unter ständiger Überbelastung und lechzen nach Erholung. Diese Überbelastung führt zu Verkürzungen, Verhärtungen und Verspannungen. Mögliche Folgen sind Bewegungseinschränkungen, Sensibilitätsstörungen, Kraftverlust …
Gleichzeitig erschlaffen immer mehr statische Muskelgruppen, die wir im gesamten Körper bis hin zum Fußgewölbe vorfinden, und wir verlieren somit stetig an Kraft – Ein Teufelskreis!
Praktisches Beispiel
Dein Fuß wird durch zunehmende Inaktivität oder vielleicht ist er auch von Natur aus instabiler gebaut und entwickelt sich später zu einem Plattfuß. Mit dem Beginn der Abflachung des Fußes setzt eine Kettenreaktion ein: Dein Fersenbein kippt nach innen, dadurch wird das Längsgewölbe der Fußsohle länger. Der Fuß verlängert sich und der Schuh wird deutlich zu klein. Dein Unter- und Oberschenkel und drücken dabei den Beckenkamm nach vorne. Der nach vorne verdrehte Beckenkamm hat einen Einfluss auf die Statik deiner Wirbelsäule und führt zu einer funktionellen Beinlängendifferenz. Die Fehlstellungen, die durch einen abgeknickten Fuß hervorgerufen werden können, reichen über die Halsmuskulatur bis hin zum Kieferngelenk. Ein Beckenschiefstand verändert zunehmend die Beckenbodenmuskulatur und kann somit deine Blase, Gebärmutter und/oder Darm negativ beeinflussen.
Der Mensch ist von Natur aus faul
… oder nennen wir es besser sparsam 😉 – Er braucht relativ wenig Nahrung (definitiv weniger als wir es ihm täglich zuführen), ein gleichbleibendes Maß an Flüssigkeiten (leider oftmals unterschätzt) und relativ viel Bewegung. Sogar Hippokrates (Arzt) rief vor mehr als 2000 Jahren laut in die Welt: „Alle Teile des Körpers die eine Funktion haben, werden gesund und gut entwickelt und altern langsamer, wenn sie in Maßen gebraucht und durch gewohnte Arbeit geübt werden”. Wenn sie hingegen nicht gebraucht werden und träge sind, werden sie anfällig für Krankheiten, bleiben minderwüchsig und altern schneller.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltverband für Sportmedizin (FIMS) stellen jedes Jahr aufs Neue fest, dass körperliche Inaktivität einer jener Risikofaktoren sind, die einen vorzeitigen Tod begünstigen. Tägliche Bewegung ist immens wichtig. Kinder und Jugendliche sollten täglich an Spiel oder organisierten Sportprogrammen teilnehmen und Erwachsene sollten wenigstens 30 Minuten täglich Belasten (Wandern, schnelles Gehen, Wandern, Treppensteigen etc.). Wenn Du dich zusätzlich mit Radfahren, Schwimmen, Dauerlauf, Tennis etc. bewegst. wirst Du zusätzliche Vorteile bezüglich deiner körperlichen Gesundheit erfahren (Reimers und Broocks, 2003).
Die psychische Stabilität
Wie bereits oben erwähnt, ist jedoch nicht nur Dein physisches Wohlbefinden für Herz–Kreislauf, Atemwege, Gelenke, Bindegewebe und weitere Organe durch regelmäßige Bewegung begünstigt, sondern auch Dein psychisches Wohlbefinden.
Studien belegen das Regelmäßige körperliche Aktivität, wozu in der Tat auch ein täglicher Spaziergang (strammes Gehen) von 6-9km/h zählt, nachweislich eine antidepressive, angstlösende und entspannende Wirkung hat. Hierfür wurde schon vor Jahren die „mindfulness and running therapy“ ins Leben gerufen.
In der Lauftherapie wird der sanfte Ausdauerlauf individuell dosiert und vom Lauftherapeuten über eine festgelegte Zeit (z.B. sechs Wochen) kontrolliert. Die Idee dahinter ist, dass Du auf diesem Wege neue Kräfte schöpfen kannst und spüren lernst, wie Du selbst an der Herstellung deines gewünschten Ausgleichs arbeiten kannst.
Die Lauftherapie wurde Anfang der 1970er Jahre im Rahmen der integrativen Bewegungstherapie in die Psychotherapie von depressiven Patienten und in die Behandlung von Suchtkranken eingeführt. Als „Integrative Lauf- und Ausdauertherapie“ wurde hierzu intensiv durch die freie Universität Amsterdam im Zuge der „Amsterdamer Laufstudien“ empirisch geforscht – mit sehr guten Ergebnissen. Beim integrativen Lauftraining wird nicht nur auf den cardio-vasculo-pulmonären Trainingseffekt gesetzt, sondern auch auf psychologische Faktoren wie „eigenleibliches Spüren“, „interpersonelle Kommunikation“ und kreative, spielerische Momente (creative running), die auch in der Ausbildung von integrativen Lauftherapeutinnen vermittelt werden. Ich finde es einfach so wunderschön, dass auch in der Psychotherapie von der Bewegungstherapie profitiert wird und nehme diesen Aspekt immer mit in meine Trainingseinheiten.
Es muss aber ja nicht immer um psychisch schwere Erkrankungen gehen. Die Fähigkeit zur Selbststabilisierung ist eine Fähigkeit, die jeder von uns (ja, sicher auch DU 😉 ) in seinem Leben schon einmal benötigt hat und wohl auch immer wieder benötigen wird. Das Leben bringt in gewisser Regelmäßigkeit von ganz alleine mehr oder weniger schwere Krisen mit sich, und wir werden diesen nicht entkommen können.
Hier greife ich nun nochmal die Wechselwirkung auf. Je gesünder dein Organismus, desto besser wird er auch in Krisenzeiten den psychischen und emotionalen Stress bewältigen können. Achte daher auf jeden Fall auf die Aufrechterhaltung deiner körperlichen Gesundheit . Hier eine kleine Checkliste:
- Eine gesunde und regelmäßige Ernährung (Wenn Du nicht weißt wie Du es anstellen sollst, frag mich doch gerne)
- Ausreichend Schlaf!!!!!
- Genügend Bewegung – möglichst an der frischen Luft und bei Tageslicht
- Eine wertschätzende und liebevolle Pflege des Körpers – Achtsamkeit!
- Verzicht/Reduktion bezüglich Genussgifte wie Alkohol, Tabak oder Kaffee
In Krisenzeiten spielen unsere Emotionen oft verrückt, und man kann sich schnell in Dinge hineinsteigern. Je früher Du jedoch mit den folgenden Möglichkeiten gegensteuerst, desto schneller wird es Dir gelingen ein stabiles Gleichgewicht zu finden:
- Gedankenstopp
Kopfkinofilme (meistens Thriller 😉 ) welche negative und destabilisierende Gefühle erzeugen, solltest Du beim ersten Aufkommen sofort innerlich und/oder äußerlich Stoppen und ganz bewusst an etwas Schönes und beruhigendes denken. - Sorgenzeit begrenzen
In einer akuten Krise ist auch das Sorgen-Machen und Grübeln oftmals exzessiv überzogen und führt in eine Negativspirale. Deshalb solltest Du explizit die Zeit dafür begrenzen. Sobald Du merkst, dass Du außerhalb dieser Zeit wieder in der „Grübelfalle“ sitzt, kannst Du mit der Stopp-Technik bewusster für Ablenkung sorgen. - Gefühle und Gedanken mitteilen oder aufschreiben
Sobald Du deine Gefühle und Gedanken anderen Menschen mitteilst, verlierst Du etwas von Ihrer bedrückenden Gewichtung. Wenn Du keine geeigneten Gesprächspartner finden kannst oder Du generell nicht gerne über Sorgen und Probleme sprichst, ist auch das Aufschreiben sehr hilfreich, um dich über deine Gefühle und Gedanken klarer zu werden und zu erkennen, wo Du ansetzen kann, um dich wieder zu stabilisieren. - Dir selbst etwas Gutes tun
Alles, von dem Du weißt, dass es Dir Freude macht, ist hilfreich, wenn Du dich wieder festigen und stabilisieren möchte. Was das ist, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Allerdings solltest Du darauf achten, dass Du dich nicht mit Drogen oder übermäßigem Essen belohnst. - Positiv Denken
Zur Stabilisierung ist es wichtig, dass Du dich nicht nur auf die derzeitigen negativen Aspekte fokussierst, sondern auch wieder die positiven wahr nimmst. Dazu kannst Du alles auflisten, was in Deinem Leben trotz der Krise schön und angenehm ist.
Dein Körper kann alles schaffen, es ist Dein Geist den Du überzeugen musst!
… und wenn Du Hilfe benötigst um Überzeugung zu leisten, tue es gemeinsam mit Deinem Gesundheitscoach!
Be Happy – Be Healthy – Be You
Deine Rebecca
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